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  5. Künstler mit Down-Syndrom stellt in Kleinwachau aus

10.11.2022 // Fachklinik

Dominik Günther, Künstler mit Down-Syndrom

Eine beeindruckende Ausstellung ziert zur Zeit die Flure des dritten Stocks der Fachklinik für Neurologie im Epielpsiezentrum Kleinwachau. Gezeigt werden Werke des Chemnitzer Malers Dominik Günther, 47. Sein impressionistisch anmutender Malstil wirft einen Blick auf die Schönheiten von Schöpfung und Natur. Mit kräftiger Acrylfarbe entstehen aus Punkten und Strichen Gemälde über Landschaft und Leben.

Dominik Günther ist ein Spätberufener. Erst mit 39 Jahren hat er mit dem „Rummalern“, wie er es nennt, angefangen. Die Kunst ist für Dominik Günther nicht nur Lebensfreude, sondern auch Ausbruch aus einer langen Krankheitsgeschichte. Der Chemnitzer leidet an Down-Syndrom und Epilepsie (die in Kleinwachau behandelt wurde).

Die Geschichte von Dominik Günther beginnt 1975 in München. Irene und Josef Günther freuen sich sehr über die Geburt ihres ersten Kindes. Dominik, das heißt, „dem Herrn gehörend”, nennt das junge Paar seinen Sohn. Doch der Schock: Down-Syndrom. 

Von Bayern nach Sachsen

Die folgenden Jahre sind geprägt von Kämpfen um Förderung und gegen Diskriminierung. Doch immer wieder treffen sie auch auf Zuwendung, Aufgeschlossenheit und offene Ohren. Und ihr Glaube an Gott hilft ihnen oft über die ganz schwierigen Momente hinweg. Dominik entwickelt sich, lernt mit fünf Jahren sprechen, besucht die Förderschule, fährt leidenschaftlich gern Fahrrad und kann gut mit anderen Menschen umgehen.

Nach dem Mauerfall zieht die Familie - Dominik ist inzwischen Bruder von zwei kleineren Schwestern - ins benachbarte Sachsen, um dort ein christliches Familienbildungszentrum aufzubauen, das „Jugend mit einer Mission” in Hainichen. Dominik ist jetzt ein kräftiger Teenager und genießt das neue Leben in dieser großen und bunten Gemeinschaft.

Doch dann ändert sich Dominiks fröhliche, aktive Phase. Er hat Schmerzen, verweigert sich dem Leben. Die Epilepsie, welche ihn elf Jahre lang in Ruhe gelassen hatte, kehrt zurück. Ständig muss er beaufsichtigt werden, Anfall folgt auf Anfall. Die Ärzte, so der Eindruck der Günthers, geben Dominik auf.

"Wohltat Dr. Mayer"

Die Günthers - mittlerweile in Chemnitz lebend - bringen Dominik auf eigene Faust ins Epilepsiezentrum Bethel nach Bielefeld, Nordrhein-Westfalen. Dort werden sie von Dr. Thomas Mayer behandelt. Irene Günther, heute 73 Jahre alt, erinnert sich: „Es war so eine Wohltat. Dr. Mayer hörte zu, nahm uns ernst und vor allem gab er uns die Hoffnung für unseren Sohn zurück.” Nach weiteren Jahren und einer OP verbessert sich Dominiks Zustand etwas.

2003 wechselt Dr. Mayer ins Epilespiezentrum Kleinwachau, 15 nordöstlich von Dresden, wird dort Chefarzt der Fachklinik für Neurologie; und die Günthers folgen ihm.

Dr. Mayer hörte zu, nahm uns ernst und vor allem gab er uns die Hoffnung für unseren Sohn zurück.
Irene Günther

Die Behandlung in Kleinwachau bringt Erfolge

Ab jetzt wird Dominik mit der so genannten Vagusnervstimulation (VNS) behandelt. Bei der VNS wird im Brustbereich unter der Haut bei einem minimalinvasiven Eingriff ein Stimulationsgerät ähnlich dem Herzschrittmacher implantiert, das über eine Elektrode meist mit dem linken Nervus vagus verbunden ist. Der Generator sendet regelmäßige elektrische Impulse (meist alle 5 Minuten über 30 Sekunden) über den Vagus Nerv an das Gehirn und entfaltet so seine antikonvulsive und antidepressive Wirkung.

Dominik Günther ist jetzt jedes Jahr einmal zu Kontrolle bei uns im Epilepsiezentrum, wird hier von Dr. Johannes Rebstock betreut und behandelt.

„Alsbald stellte sich endlich eine Besserung ein, heute geht es meinem Sohn richtig gut”, erzählt Irene Günther. Dominik entdeckte die Freude am Leben und die Freude für die Schönheiten der Schöpfung wieder. Er beginnt mit dem Malen. Dominik Günther ist jetzt 38 Jahre alt.

Der bewegendste Moment war sicherlich, als nach unserer Corona-bedingt kleinen Vernissage Dominik Günther ganz allein und in sich versunken durch seine eigene Ausstellung schritt. Er strahlte dabei tiefe Zufriedenheit aus.
Simone Holert

Eine bewegende Vernissage

Seine Werke sind hell, sind freundlich und farbenfroh. Dominik Günther malt jeden Tag, ein Kunstwerk nach dem anderen entsteht. „Mein Eindruck ist aber”, sagt Irene Günther heute, „dass er sich jetzt mit über 50 ausgemalt hat. Er malt weniger, stattdessen zeichnet er Skizzen in sein Tagebuch.”

Sein Werk aber berührt weiterhin. Noch über den Winter präsentiert die Fachklinik für Neurologie die Gemälde Günthers. Organisiert hat die Ausstellung Simone Holert, Mitarbeiterin im Psychosozialen Dienst. Sie erinnert sich: „Der bewegendste Moment war sicherlich, als nach unserer Corona-bedingt kleinen Vernissage Dominik Günther ganz allein und in sich versunken durch seine eigene Ausstellung schritt. Er strahlte dabei tiefe Zufriedenheit aus.”

Für Holert, die sich ehrenamtlich für die Ausstellungen der Fachklinik engagiert, stellt die Kunst einen besonderen Bezug zu Patient*innen oder Klient*innen her: „Wir sehen durch die Augen des Menschen, welchen Raum, welche Bedeutung die Krankheit in seinem Leben einnimmt - oder eben nicht. Die Kunst kann Realitäten, aber auch Träume und Gefühle zum Ausdruck bringen.”

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