15.01.2024 // Förderschule
Schulhund Keks hilft Schüler Moritz
Moritz König ist 17 Jahre alt und Schüler der Berufsschulstufe 2 der Förderschule des Epilepsiezentrums Kleinwachau in Radeberg bei Dresden. Vor kurzem hatte er eine schwere Rücken-Operation und jetzt muss Moritz regelmäßig Übrungen machen, die seine Muskulatur in Rücken und Bauch stärken.
Dafür holt Lisa-Marie Reichstädter, pädagogische Mitarbeiterin in der Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, Moritz aus seinem Rollstuhl und setzt ihn in eine aufrechte Position, die der Schüler alleine halten soll. „Anfangs schaffte er nur wenige Minuten“, erzählt Frau Reichstädter. Was auch daran lag, dass Moritz immer sehr aufgeregt war.
Um diese psychische Belastung zu minimieren und Moritz ganze Kraft und Konzentration auf seine Übung(en) zu lenken, kamen Lisa-Marie Reichstädter und Jens Meißner - ebenfalls pädagogischer Mitarbeiter - auf die Idee, es mit Keks zu versuchen. Keks ist ein sechs Jahre alter Rüde und arbeitet als ausgebildeter Begleithund in der Parallelklasse von Moritz bei Hundepapa Jens Meißner. Keks ist ein Mischling aus Schweizer Sennenhund und etwas Dogge.
Das ist „Tiergestützte Pädagogik“
Und der Versuch gelang. Keks' Nähe, Wärme und respektvoller Umgang mit Moritz beruhigte und beruhigt den Schüler. Lisa-Marie Reichstädter: „Jetzt schafft es Moritz bis zu 20 Minuten, seinen Rücken gerade zu halten. Ein außergewöhnlicher Erfolg." Dabei ist es magisch zu beobachten, wie beide - Moritz und Keks - ihre ganz eigene, persönliche Kommunikation gefunden haben.
Die Methodik, die Lisa-Marie Reichstädter und Jens Meißner angewandt haben, nennt sich „Tiergestützte Pädagogik“ (TGP). Unter TGP versteht man den Einsatz am Klienten mit Tier unter einem definierten pädagogischen Ziel, welches ausschließlich von ausgebildeten Pädagogen ausgeführt werden darf. Grundlage der TGP–Arbeit bilden pädagogische Methoden.
Die eingesetzten Tiere gehören in der Regel dem Anbietenden selbst, einem Trainer oder in seltenen Fällen auch einer Organisation. Das jeweilige Tier ist dabei entweder in speziellen Sitzungen bei einer Einzelförderung unterstützend eingebunden oder in ein ganzheitliches pädagogisches Konzept integriert.
Die Geschichte der „Tiergestützten Pädagogik“
Entwickelt hat die „Tiergestützte Pädagogik“ der amerikanische Kinderpsychotherapeut Boris M. Levinson (1907-1984) in den 60er Jahren. Er entdeckte zufällig während einer Therapiestunde die Wirkung seines Hundes, der zwischen ihm und einem Kind vermittelte und Levinson so erstmals Zugang zu diesem Kind verschaffte.
Diese Erfahrung veranlasste ihn, Tiere in sein Behandlungskonzept einzubeziehen. Seit Ende der 70er Jahre hat sich die TGP als therapeutischer Helfer auch in Deutschland etabliert.