23.08.2024 // Wohnangebote
So wurde ich Heilerziehungspfleger
Vor kurzem hat Uwe Bauer seine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger abgeschlossen. Es war die beste Entscheidung seines Lebens, sagt der 47jährige. Warum, das beantwortet er hier...
Es so gibt Momente im Leben, da schließt sich ein Kreis. Es fehlt nur noch ein Detail, ein Puzzleteil vielleicht, dann fügt sich alles zusammen. Bei Uwe Bauer war es so, wenngleich er es womöglich anders formulieren würde. Die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger rundet den Kreis seines Lebens ab und eröffnet ihm neue Wege und Horizonte.
Alles begann an einem Küchentisch in Wachau, ein paar Kilometer vom Epilepsiezentrum entfernt. Uwe Bauer und seine Frau zogen so etwas wie Lebensbilanz. Vor einiger Zeit hatten sie das quirlige Leben im Dresdner Szene-Stadtteil Neustadt gegen die beschauliche Landidylle nördlich von Radeberg eingetauscht.
Ausbildung mit Mitte 40
Hier sind sie dabei, ein altes Haus zu renovieren und auszubauen. „Barrierefrei,“ erzählt Uwe Bauer, der mit seiner tiefen Stimme, seinem Drei-Tage-Bart und seinem schwarzen Tuch um den Hals wie der Sänger einer Indie-Band wirkt, „man muss ja an das Alter denken.“
13 Jahre sind er und seine Frau jetzt zusammen, drei Kinder ziehen sie groß, der Erste hat gerade die Pubertät erreicht. Alles fühlt sich wie eine Zäsur an. Darüber reden sie am Küchentisch in Wachau. Und dann steht da plötzlich diese Idee im Raum: Die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger.
Bereits seit fast 19 Jahren arbeitet Uwe Bauer, der gelernte Zimmermann, als Helfer in der Tobiasmühle, einem Außenwohnbereich des Epilepsiezentrum - gelegen zwischen Radeberg und dem Ortsteil Liegau-Augustusbad.
Vom Zimmermann zum Betreuer
Das Leben und Betreuen von Menschen mit einer Beeinträchtigung ist seine Leidenschaft, seine Berufung. Sein erlernter Beruf ist es aber nicht. Das will Uwe Bauer ändern. „Es war einfach dran,“ sagt er heute rückblickend über die Entscheidung, die sie gemeinsam vor vier Jahren am Küchentisch fällten.
Die Ausbildung, die er dann beim Bildungswerk des „Deutschen Roten Kreuzes“ (DRK) in Dresden beginnt, bedeutet erst einmal Veränderung und Verzicht. Uwe Bauer reduziert seine Arbeitszeit in Kleinwachau auf 30 Stunden, zwei Tage in der Woche gehören jetzt der Ausbildung. „Mehr geht auch nicht, wenn man weiterarbeiten will und Familie hat,“ meint Uwe Bauer, „denn es bleibt ja nicht bei den zwei Tagen. Man muss lernen, Facharbeiten schreiben undsoweiter.“ Hinzu kommen noch drei Praktika mit jeweils 400 Stunden, die geleistet werden wollen.
Neues Selbstbewusstsein
Aber er schafft es. „Wir haben es alle zusammen geschafft: Die Familie, die Kollegen, ich,“ sagt Uwe Bauer mit Stolz. Aber hat es sich auch gelohnt? „Auf jeden Fall,“ ist er sich sicher, „was ich früher vielleicht instinktiv richtig gemacht habe, hat jetzt fachlich fundierte Basis. Dadurch bin ich noch mal ein Stück selbstbewusster geworden und habe ein ganz anderes Selbstbewusstsein für diesen Beruf.“