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27.09.2024 // Werkstätten

Praktikum bei Optipack

Für Michael Götze und Jonas Tietze hat ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Spannend und aufregend ist er, aber auch anstrengend. Noch vor gar nicht langer Zeit waren sie noch Schüler, Michael an der Förderschule des Epilepsiezentrums Kleinwachau, jetzt stehen sie in einer großen Halle vor einer unzählbaren Menge von Kunststoffbechern. Überall sind Maschinen und Menschen, es ist so laut, dass sie sich vor dem Arbeitslärm schützen müssen.

Aber sie tragen nicht nur Ohrenschützer und Schutzkleidung, sondern auch Verantwortung. Ihre Aufgabe ist es, die Kunststoffbecher so zu sortieren, dass sie in der Milch-Produkte-Produktion verwendet werden können. Jeden Tag machen sie das jetzt. 6 Stunden lang, eine ganze Woche.

Michael Götze und Jonas Tietze, die sonst in den Kleinwachauer Werkstätten für Menschen mit einer Beeinträchtigung in Radeberg nördlich von Dresden arbeiten, absolvieren derzeit ein Praktikum bei Optipack in Wachau.

Europas größtes Milchwerk

Die Firma ist eine Tochter der Unternehmensgruppe Theo Müller aus dem oberbayrischen Aretsried, die im Ortsteil Leppersdorf der sächsischen Gemeinde Europas größtes Milchwerk (u.a. Sachsenmilch) betreibt. Auf dem 63,2 Hektar großen Gelände hat auch Optipack seinen Firmensitz.

Die Kleinwachauer Weerkstätten mit ihren Produktionsstandorten in der Stadt Radeberg und im Ortsteil Liegau-Augustusbad gehören zum Bereich Arbeit des Epilepsiezentrums Kleinwachau, der wohl modernsten und größten Einrichtung seiner Art in Mitteldeutschland.

„Optipack ist auf unserem Kontinent mit 400 Mitarbeitern einer der führenden Hersteller von PS- und PP-Bechern, sowie PET-Preforms für die Lebensmittelindustrie“, erklärt Werksleiter Andreas Henke, 38, „mit einer Kapazität von rund vier Milliarden Einheiten im Jahr ist Optipack, speziell im Bereich vorgeformte Kunststoffbecher, einer der wichtigsten Zulieferer der Nahrungs- und Genussmittelindustrie.

Partner Optipack und BBB

Für Andreas Henke ist das Praktikum von Michael Götze und Jonas Tietze einigermaßenes Neuland. „Wir wollen neue Wege ausprobieren,“ sagt der gebürtige Radeberger, der lange in Bayern und Niedersachsen gearbeitet hat, „dabei geht es nicht um das so genannte Social-Greenwashing, sondern um eine echte Alternative für uns auf dem angespannten Arbeits- und Fachkräftemarkt.“ 

Der Kontakt zum Epilepsiezentrum kam über das Radeberger Netzwerk Radeberg:werk zustande. Während einer Veranstaltung lernte Henke den Leiter der Berufsbildung (BBB), Robert Kunze, kennen. Beide verabredeten, eine Zusammenarbeit zu testen.

In einem ersten Schritt ließ Henke eine Charge in die Kleinwachauer Werkstätten liefern, um die Produkte sortieren zu lassen. Die Klientinnen und Klienten erarbeiteten ein einwandfreies Ergebnis. Andreas Henke: „Ich darf nicht sagen, um was es ging, aber der Einsatz der Kleinwachauerinnen und Kleinwachauer hat uns sehr geholfen.“

Projekt „Praxisbaustein“

Ein weiterer Schritt ist jetzt das Praktikum von Michael Götze und Jonas Tietze. Die Aufgabe des Berufsbildungsbereich (BBB) der Kleinwachauer Werkstätten ist es, passend zu den Fähigkeiten und dem Interesse der ehemaligen Förderschüler einen Berufsweg zu finden. Nicht alle Schülerinnen und Schüler wissen nach dem Ende der Schulzeit, welcher Beruf zu ihnen passt.

Die berufliche Bildung in den Kleinwachauer Werkstätten erfolgt auf den Grundlagen des Projektes „PRAXISBAUSTEIN“, das 2014 in der Trägerschaft der Diakonie Sachsen entwickelt wurde. Menschen mit einer Behinderung, die als nicht ausbildungsfähig und nicht selbstständig gelten, wird so eine standardisierte berufliche Bildung in den zertifizierten Werkstätten des Epilepsiezentrum angeboten.

Oder eben in Firmen, die bereit sind, auf eine inklusive Innovation zu setzen. Ob das funktionieren kann - das wollen Optipack-Werksleiter Andreas Henke und BBB-Chef Robert Kunze jetzt herausfinden. 

Das Ziel: Eine Ausbildung

Der Bereichsleiter Arbeit des Epilepsiezentrum Kleinwachau, Mathis Jäger, ergänzt: „Die Anforderungen an WfbMs, sog. Werkstätten für Menschen mit Behinderung, sind vielfältig und gegenwärtig im Wandel begriffen. Die WfbM des Epilepsiezentrum Kleinwachau betreut, qualifiziert und beschäftigt über 260 Klient:innen im Förder- und Betreuungsbereich (FBB), im Berufsbildungsbereich (BBB) und im Arbeitsbereich. Mit Partnern aus der Wirtschaft (wie Optipack) den Beschäftigten eine berufliche Perspektive zu geben und so Inklusion den Weg zu bereiten, ist ein wichtiges Ziel des Bereiches.“

Auch Andreas Henke blickt optimistisch in die Zukunft: „Die Verträge für eine verbindliche Zusammenarbeit zwischen Optipack und Kleinwachau liegen unterschriftsreif auf dem Tisch. Nachdem die Testphase so erfolgreich war, werden wir regelmäßig Produkte in die Kleinwachauer Werkstätten bringen, um sie dort bearbeiten zu lassen; und in gleicher Regelmäßigkeit werden Kleinwachauer bei uns in Leppersdorf tätig sein.“ Das Ziel, so Henke weiter, sei ganz klar formuliert und anvisiert: Eine Ausbildung bei Optipack.

Und was sagen die beiden Praktikanten? Sie haben keine Zeit für Interviews, sagt Michael Götze, „wir müssen uns konzentrieren."

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