18.01.2024 // Fachklinik
Ein Erfahrungsbericht
Marcel Schneider, seit 2023 Mitarbeiter im Qualitätsmanagement im Epilepsiezentrum Kleinwachau in Radeberg bei Dresden, hat die Möglichkeit einer Hospitation genutzt, die als interne Fortbildungsmaßnahme angeboten wird. Einen Tag lang konnte er die Arbeit auf der Station 5 (Epileptologie bei komplexen Behinderungen) in der Fachklinik für Neurologie begleiten. Beeindruckt von seinen Erlebnissen und Beobachtungen, hat er einen Bericht über sein Tages-Praktikum geschrieben. Hier ist seine Reportage:
Ein aufregender Tag
Am 9.1.2024 war es für mich so weit: eine Hospitation im Fachkrankenhaus Station 5 stand an. Antonie Muschalek, unsere Leiterin Unternehmensentwicklung und Projektmanagement hatte Ende vergangenen Jahres abgefragt, wer gerne einmal in einen anderen Bereich „hineinschnuppern“ möchte. Ich hatte mich bewusst für die Klinik entschieden, da ich schon meinen Zivildienst in einem Pflegeheim absolviert hatte und keine Berührungsängste habe.
Freundlich und herzlich
Claudia Audehm, die Stationsleiterin, holte mich pünktlich 7:30 Uhr ab. IZunächst erhielt ich eine Führung über die Station. Station 5 hat momentan zehn Patientinnen und Patienten. Es werden nur „geplante“ Patient*innen aufgenommen; die durchschnittliche Verweildauer beträgt vier Wochen bis zu drei Monate.
Spezialisiert ist diese Station auf die Versorgung von Menschen mit Epilepsie und Mehrfachbehinderung, deren ambulante Versorgung nicht ausreicht. Die Station wurde erst 2017 eröffnet und ist modern und freundlich gestaltet: Fernsehraum, Küche, Tagesraum, Dienstzimmer, Pflegebad. Vor allem geht es auf der Station um Diagnostik und Therapie (Medikamentenumstellung/-einstellung).
Fragen und Antworten
Anschließend durfte ich mir ein Patientenzimmer ansehen. Mir fielen sofort die Kameras an der Decke auf. Diese dienen der Dokumentation von epileptischen Anfällen. Schwester Dorothea zeigte mir dann über den Laptop einen dokumentierten Anfall von vergangener Nacht. Ich fand es sehr beeindruckend, da ich noch nie einen solchen Anfall miterlebt hatte und da schon Angst hätte, etwas falsch zu machen. Dorothea erklärte mir aber genau und geduldig den Verlauf eines Anfalls und mögliche Gefahren.
Schwester Dorothea und Frau Audehm haben mir geduldig alle Fragen beantwortet. Und natürlich war es eine gute Gelegenheit, auch von der Arbeit der Verwaltung zu erzählen: von unserem Alltagsgeschäft. Es war ein herzliches Geben und Nehmen. Zwischendurch durfte ich beim Frühstück der Patienten*innen im Tagesraum assistieren, anschließend mit ihnen spielen (Puzzle) und malen sowie eine Patientin zur Physiotherapie begleiten. Dabei fand ich es besonders schön, dass ich bei der Therapie dabei sein durfte, weil ich so im Gespräch mit der Physiotherapeutin, aber auch beim Zuschauen der Therapie noch einmal viel gelernt habe.
Professionell und menschlich
Besonders aufgefallen und im Gedächtnis geblieben ist mir, mit wie viel Liebe, Leidenschaft, Humor und Professionalität die Kollegen*innen den Alltag meistern. Das beginnt beim Gebet vor dem Frühstück im Tagesraum, geht weiter mit kleinen Späßen, Streicheleinheiten für kuschelbedürftige Patient*innen und endet bestimmt erst abends - aber solange war ich nun auch nicht da!
Ich bewundere die Arbeit der Kolleg*innen in der Klinik, auch, wie sie in sehr herausfordernden Situationen professionell und menschlich bleiben und sich auch selbst schützen. Das stelle ich mir nicht einfach vor. Zuhause abschalten, eine gesunde Distanz zur Arbeit finden, sich regenerieren und am nächsten Tag wieder 6:00 Uhr motiviert zum Frühdienst zu erscheinen - das ist herausfordernd, finde ich.
Aber bei allen Kolleg*innen habe ich an diesem Hospitationstag viel Geduld mit den Patient*innen gespürt. Sie haben einen unglaublichen Erfahrungsschatz, sind teils schon sehr lange im Unternehmen (Schwester Dorothea 25 Jahre) und auch an die Patienten*innen innerlich gebunden.
Geborgenheit und Zuwendung
Und im Gespräch mit den Patienten*innen ist mir aufgefallen, was für diese Kleinwachau bedeutet: Geborgenheit, Hilfe, Schutz und eine tiefe Freude, hier sein zu dürfen. Einen Aspekt, den ich besonders toll finde: die Kolleg*innen achten darauf, dass jeder Patient und jede Patientin möglichst lange seine/ihre Selbständigkeit behält, d.h. praktisch: nur so viel Hilfe wie nötig geben.
Ich durfte auf Station 5 gelebte Zuwendung zu den uns anvertrauten Menschen hautnah spüren und auch selbst ein bisschen geben. Für diese Erfahrung bin ich unglaublich dankbar. Ich habe menschlich und fachlich viel gelernt.