30.09.2023 // Allgemein
Pfleger aus Leidenschaft
„Kleinwachau ist ein Leuchtturm in der Brandung, hat mal ein Patient zu mir gesagt. Daran muss ich eigentlich immer denken, wenn ich von Bannewitz aus Richtung Radeberg zur Arbeit fahre.“ Irgendwie ist es kein Wunder, dass sich dieser Satz bei Mario Beßert so eingebrannt hat.
Mario Beßert ist ein Hüne. Groß, breitschultrig, kräftige Arme und Hände. Trüge er nicht die blaue Arbeitskleidung eines Pflegers in der Klinik, könnte man ihn auch für einen – sagen wir – Matrosen halten. Und genau das war der 54jährige, bevor er nach Kleinwachau kam. Leuchttürme – das war mal in der Tat ein Teil seines Lebens.
Erst Volks-, dann Bundesmarine
Aufgewachsen ist Mario Beßert in Görlitz, aber schon als junger Mann ergriff ihn die Sehnsucht nach Wasser, Weite und Wagnis. Er heuerte bei der DDR-Marine an, nach der Wende und Wiedervereinigung fuhr er für die Bundesmarine zu See.
„Man sagt ja, wer einmal Wasser unter dem Kiel gespürt hat, will immer wieder raus auf Meer. Auch mein Plan war, mich für eines der AIDA-Schiffe zu bewerben,“ erzählt Mario Beßert. Aber da war ja noch die Sache mit der Liebe…
„In jedem Hafen ein Mädchen, heißt es ja auch über die Matrosen. Ich hatte aber nur ein Mädchen – und das lebte in Sachsen. Am Ende habe ich mich für die Liebe zu meiner Frau und gegen die Liebe zum Meer entschieden,“ erinnert er sich lächelnd. Und seine Frau arbeitet damals - in Kleinwachau.
Auch Mario Beßert startete im Epilepsiezentrum als Mitarbeiter im „Talhaus“, enem Angebot aus dem Wohnbereich des Epileposiezentrums. Aber schon bald machte er eine Ausbildung im Universitätsklinikum Dresden. Vier Jahre blieb er in der Landeshauptstadt, fuhr dort auch mit dem Rettungsdienst.
Der Kontakt nach Kleinwachau brach aber nie ab und irgendwann 1994 bekam er einen Anruf: „Mario, wir brauchen Sie hier!“ Heute arbeitet Mario Beßert als Pflegefachkraft auf der Intensivmonitoring-Station 4 und betreut gleichzeitig das Notfallmanagement in Kleinwachau.
„Der Patient, der damals zu mir sagte, Kleinwachau sei ein Fels in der Brandung meinte damit Folgendes: Hier sieht sich jeder, ganz egal ob Patient, Klient oder Mitarbeiter“, erklärt Mario Beßert, „so wie es unser MIT DIR HIER in diesem Jahr meint. Und das alles in dieser wunderbaren und wunderschönen Landschaft. Diese Schöpfung gibt jeden Tag neue Ernergie.“
Der Glaube, so sagt Mario Beßert, ist ein Stück seines Lebens: „Er gibt mir Kraft, er gibt mir aber auch die Kraft mich selbst und ständig zu hinterfragen. Trotzdem würde ich gerne Gott die eine Frage stellen wollen: Warum läßt Du so Vieles zu, was wird nicht verstehen können?“
Über den Tod
Natürlich gehöre der Tod auch zu seiner Arbeit, räumt Mario Beßert ein, einen Menschen aber gehen lassen zu müssen, dem man trotz modernster Technik nicht helfen konnte, mache schon ohnmächtig. Mario Beßert: „Besonders, wenn es sich um Kinder handelt.“
Die Schönheit der Schöpfung erlebt der Vater von drei Kindern dagegen bei Wanderungen und Klettertouren durch die Sächsische Schweiz:„Die Natur macht ruhig. Und gläubig.“ Und das Elbsandsteingebirge lassen ihn auch das Meer und die Leuchttürme vergessen, sagt Mario Beßert und fügt augenzwinkernd hinzu: „Manchmal.“