Luxus für Kollege Käfer - Ein Erfahrungsbericht vom FÖJ in unserer Kita.
Die Pfefferminze ist unfair. Wie Tentakel hat sie ihre stark duftenden Triebe auf dem kleinen Beet in alle Richtungen ausgebreitet. Nach drei Wochen Urlaub wartet jetzt viel Arbeit auf Sophie Buhle. Sie steht mitten im sprießenden Kraut, das an der Rückseite der christlichen Kindertages- und Familienbildungsstätte Baumhaus in Radeberg wuchert. Mit einer Gartenschere in der Hand wird sie dem Grün gefährlich. Schnipp. „Für den Tee werden die Blätter getrocknet", erzählt sie nebenbei. Die 18-Jährige absolvierte ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) in der Kita. Ende August war das auch schon wieder vorbei. Eigentlich hatte sie sich vor gut einem Jahr schon für eine Ausbildung zur Tischlerin entschieden. „Aber da gab es nur Maschinen. Das war nicht meins", erzählt sie. Sich über ihren Traumberuf bewusst zu werden, dabei sollte ihr auch das FÖJ helfen. Über den Verein Grüne Liga Sachsen bekam sie Kontakt zur Kita Baumhaus. Sie kommt zum Probearbeiten vorbei und kann noch in der gleichen Woche anfangen.
Nicht nur die Pfefferminze hat sie seitdem im Blick. Sophie Buhle jätet Unkraut, pflückt Erdbeeren oder buddelt im Kartoffelbeet. Wenn das Wetter schlecht ist, gibt es drinnen ebenso viel zu tun: Staub wischen, Stifte anspitzen, eingerissene Bücher kleben, die Obstmahlzeit vorbereiten. Und natürlich das Spielen mit den Kindern. „Am Anfang sahen die für mich alle gleich aus", erzählt sie und muss dabei lachen. „Nach zwei Monaten kannte ich dann aber schon alle 85 mit Namen."
Ihr Herzensprojekt aber steht im Garten. Ein Insektenhotel hat sie dort gebaut. Ein Teil stand schon, als sie mit dem FÖJ begann. Nun krabbeln dort Feuerkäfer durch löchrige Ziegelsteine, suchen Asseln zwischen Zapfen ein ruhiges Plätzchen. Zwei Kammern sind noch frei. Die kurz geschnittenen Schilfhalme müssen dort eingeschichtet werden. Dann ist die luxuriöse Bleibe für Krabbeltierchen fertig. „Für die Kinder ist das toll, weil sie die Insekten gut beobachten können."
Die Kinder, die wird sie zwar vermissen, für Sophie Buhle aber hat das Jahr in der Kita eine wichtige Erkenntnis gebracht: Erzieherin will sie lieber nicht werden. Wahrscheinlich wird es doch etwas Handwerkliches. „Sattlerin würde mich reizen", verrät sie.