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01.06.2023 // Allgemein

„Warum gibt es Kriege, Gott?“

Der 24. Februar 2022 hat das Leben und das Wesen von Ilia Dvalishvili komplett verändert. Alte Wunden rissen auf, längst vergessene Narben auf der Seele tun wieder weh, verdrängte Bilder sind wieder da. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine hat Ilia Dvalishvili nur noch einen Wunsch: „Frieden!“

Denn Ilia Dvalishvili, der 2020 als ICE’ler – als Freiwilliger der „Initiative Christen für Europa“ – nach Kleinwachau kam und jetzt eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger macht, kennt den Krieg. „Ich weiß, was die Menschen in der Ukraine jetzt durchmachen müssen. Seelisch und körperlich,“ sagt der 28-Jährige. 
 

„Krieg hat mich traumatisiert“

Ilia Dvalishvili wuchs in Gori auf. Jener Stadt in Georgien, die als Geburtsstadt des sowjetischen Diktators Josef Stalin bekannt geworden ist, die aber in jüngster Vergangenheit traurige Berühmtheit als Ziel russischer Bomber und Kampfjets im Dezember 2008 erlangt hat. Die Stadt lag in der Hauptstoßrichtung der russischen Truppen bei ihrem Überfall auf Georgien im so genannten Kaukasischen Fünftagekrieg um die Regionen Südossetien und Abchasien. 800 Menschen starben, 3.000 Menschen wurden verletzt.

Ilia Dvalishvili: „Der Krieg hat mich als Kind traumatisiert. Ich konnte lange nicht richtig schlafen, eine ständige Angst begleitete mich.“ Die Erinnerungen und die Gefühle von damals sind jetzt wieder da, sind wieder so präsent – seit jenem 24. Februar 2022.

Studierter Psychologe

Dabei lief doch alles so perfekt. Nach der Schulzeit studierte Ilia Dvalishvili in der Hauptstadt Tiflis Psychologie, machte seinen Bachelor und seinen Master. Dann wollte er die Welt entdecken.Er wollte wissen, wie in anderen Ländern behinderte Menschen betreut werden. Ilia Dvalishvili: „In Georgien stehen Menschen mit einer Behinderung im Abseits. Sie werden eher versteckt.“

Zunächst reiste er nach Polen, arbeitete dort in einem Integrationskindergarten mit autistischen Kindern. Dann wollte er zurück nach Georgien, doch die Corona-Pandemie durchkreuzte seine Pläne: Die Grenzen waren geschlossen. Mit Hilfe der der „Initiative Christen für Europa“ und auf einigen Umwegen kam er im Oktober 2020 nach Kleinwachau.

„Kleinwachau ist Liebe.“

„Lange Zeit war das Epilepsiezentrum Kleinwachau für mich Deutschland“, lacht Ilia Dvalishvili, „denn wegen der Corona-Pandemie sah ich ja nichts anderes. Da war schon ein Spaziergang nach Liegau-Augustusbad fast eine Expedition.“

Dann wird Ilia Dvalishvili ernst: „Kleinwachau ist für mich Liebe. Wie die Mitarbeiter hier mit den Bewohnern und Patienten umgehen, hat vom ersten Tag an mein Herz und meine Seele berührt. Menschen mit Behinderungen sind hier gleichberechtigt, werden ernst genommen, können sogar Freunde sein.“

Schleier über der Seele

In dieser Zeit reift in Ilia Dvalishvili ein Plan: Er will in Kleinwachau bleiben, will in Deutschland irgendwann, vielleicht sogar in der Fachklinik für Neurologie des Epilepsiezentrums, als Psychologe arbeiten. Wenn sein Deutsch gut genug ist und seine Universitäts-Abschlüsse anerkannt wurden. Dann will er mit dem Geld, das er hier verdient, in Georgien ein Projekt für Menschen mit Behinderung aufbauen.

Die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger, die er jetzt gerade berufsbegleitend am Berufsschulzentrum für Dienstleistung, Gestaltung und Sozialwesen (BSZ DDS) in Dresden absolviert, ist für Ilia Dvalishvili ein erster Schritt, um diesem Ziel ein Stück näher zu kommen. Das Lernen macht ihm Spaß, sein Leben in Radeberg ist selbstbestimmt und frei. Er spielt Fußball beim FC Unified Kleinwachau, läuft für das Epilepsiezentrum bei der REWE-Team-Challenge in Dresden mit. Ilia Dvalishvili: „Und die Kollegen sind so nett und fürsorglich zu mir. Ich fühle mich angenommen und angekommen.“ Ilia Dvalishvili ist wirklich „Mit dir hier“.

Daran hat sich seit dem 24. Februar 2022 natürlich nichts geändert, aber seine Gedanken sind trüber. „Ein Schleier hat sich über meine Seele gelegt“, sagt Ilia Dvalishvili. Und auf die Frage, was er, der gläubige orthodoxe Christ, Gott fragen würde, antwortet Ilia Dvalishvili: „Warum gibt es Kriege, Gott?“

Ein Video-Interview mit Ilia Dvalishvili können Sie sich HIER anschauen.

Heilerziehungspflege in Kleinwachau

Infos zur Ausbildung

Reportage: Erfahrungsbericht einer Heilerziehungspflegerin

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