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04.05.2023 // Förderschule

Lebensweg einer Lehrerin

In der Kleinwachauer Förderschule, hinter dem Schreibtisch der Mittelstufe 3, hängt eine Pinnwand. Unten links ein kleiner Zettel. Darauf steht: „Gott schläft im Stein, er atmet in der Pflanze, er träumt im Tier und er erwacht im Menschen.“

Maria Keck, 34 Jahre alt, erfüllt die Worte, die dem bengalischen Philosophen Rabindranath Tagore (1861-1941) zugesprochen werden, mit Leben. Die Begeisterung, mit der sie über ihren Beruf - Lehrerin - und ihre Berufung - die christliche Botschaft verständlich weitererzählen - spricht, berühren Herz und Seele. Dabei hatte sie selbst einmal einen absoluten Tiefpunkt, war eine Suchende.

In Chemnitz geboren, aufgewachsen mit dem Leben in einer evangelisch-methodistischen Gemeinde, ist für sie schon als Jugendliche klar, was sie werden will: Pastorin. „Folgerichtig zog ich nach dem Abitur nach Reutlingen in Baden-Württemberg“, erzählt Maria Keck, „denn dort gibt es die einzige staatlich anerkannte Hochschule der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland.“ Wer also Pfarrerin werden will, muss am Rand der Schwäbischen Alb seine Lehrzeit verbringen.
 

Krise nach dem Studium

Doch nach dem Theologie-Studium kommt die Krise. Maria Keck: „Mir war klar geworden, dass Pastorin aus vielerlei Gründen nichts für mich ist.“ Ein Lebenstraum platzt. Was folgt sind Orientierungslosigkeit und Arbeitslosigkeit. Wieder zurück in Sachsen beginnt sie in Großhennersdorf (Landkreis Görlitz) an der dortigen Fachschule eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin. „Ich wollte nicht mehr nur rumsitzen und warten, sondern irgendetwas sinnvolles Neues lernen,“ denkt Maria Keck heute an ihre Entscheidung von damals zurück.

Der Ort ihrer Praxiseinsätze: Das Epilepsiezentrum Kleinwachau im Radeberger Ortsteil Liegau-Augustusbad. Es ist Sommer 2014. Sie beginnt im so genannten „Wiesenhaus III“ - ein Wohnangebot für an Epilepsie erkrankte Menschen mit einer geistigen Behinderung - und ist dabei, als der „Förder- und Betreuungsbereich“ (FBB) in Kleinwachau neu eröffnet wird.
 

Eine E-Mail, die alles verändert

In Kleinwachau entdeckt Maria Keck auch ihre Berufung wieder: Gottes Worte mit Menschen mit einer Behinderung teilen. Das Thema ihrer abschließenden Facharbeit: „Erfahrbarkeit religiöser Inhalte bei Menschen mit einer Schwerstmehrfachbehinderung.“

Und damals wie heute gehört für sie, die Gitarre und Trompete spielt, Musik dazu: „Nichts kann Glaube besser transportieren als Töne und Melodien - das ist meine Meinung.“

Nach der Ausbildung tritt sie am 1. September 2017 ihre neue Stelle im Waldhaus an. Schon am gleichen Tag bekommt sie eine E-Mail. Der Absender: Matthias Dieter, der Schulleiter der Kleinwachauer Förderschule für geistige Entwicklung. Er habe gehört, schreibt Dieter, dass sie Theologie studiert habe und er wolle sie mal kennenlernen. Vier Monate später ist Maria Keck die neue Religionslehrerin in der Förderschule Kleinwachau.
 

Gott schläft im Stein, er atmet in der Pflanze, er träumt im Tier und er erwacht im Menschen
Rabindranath Tagore

„Ich habe hier tolle, lebendige, wissbegierige und freundliche Kinder, Kolleginnen und Kollegen, die immer unterstützen und helfen und einen Job, der zu den Dienstzeiten meines Mannes passt,“ sagt die Mutter eines dreijährigen Sohnes, „diese Schule ist ein besonderer Ort mit einem besonderen Geist. Den Schülerinnen und Schülern davon erzählen, dass Religion und Kirche etwas Wertvolles, Schönes, ja sogar etwas Cooles sein kann ist ein schon besonderes Geschenk.“

Dann macht sie eine Pause und denkt zurück an die Zeit, als sie nicht mehr wusste, wo das Leben sie hinführen wird. Damals, nach dem Studium. Leise sagt sie: „Ja, die Wege des Herrn sind unergründlich.“ Oder wie es auf dem Zettel an der Pinwand steht: „Gott ... erwacht im Menschen.“

Du bist ein Gott, der mich sieht, sagt die aktuelle Jahreslosung der evangelischen Kirche, die wir im Epilepsiezentrum Kleinwachau als Einrichtung der Diakonie so übersetzt haben: „Mit dir hier!“

HIER können Sie das gesamte Video-Interview mit Maria Keck anschauen.

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