27.09.2025 // Fachklinik
So war der 5. Ostdeutsche Epilepsietag
Der 5. Ostdeutsche Epilepsietag (ODET) brachte am 27. September 2025 im Deutschen Hygiene-Museum Dresden erneut führende Fachleute aus ganz Ostdeutschland zusammen. Im Mittelpunkt des Netzwerktreffens standen aktuelle Entwicklungen und Forschungsergebnisse rund um Epilepsie und Neurologie – ergänzt durch praxisnahe Einblicke und viel Raum für kollegialen Austausch.
Das Team der Fachklinik für Neurologie des Epilepsiezentrums Kleinwachau aus Radeberg nördlich von Dresden war in diesem Jahr Gastgeber des Kongresses, der in den Vorjahren bereits in Leipzig, Magdeburg, Greifswald und Halle stattgefunden hatte.
In seiner Begrüßung zeigte Kleinwachaus Chefarzt Dr. Thomas Mayer nicht nur seine Freude, dass so viele Gäste den Weg nach Dresden auf sich genommen hatten, sondern er hob auch hervor, was die sächsische Landeshauptstadt ihren Besucher:innen alles zu bieten hat. Dr. Mayer in seiner Einladung: „Denn in Dresden gibt es nicht nur eine kaputte Brücke zu sehen, sondern vor allem beeindruckende Kunst und Kultur.“
EEG gestern und heute
Gleich zu Beginn: prägnante Keynotes. Prof. Dr. Christoph Baumgartner vom Epilepsiezentrum Wien zeichnete den aktuellen Stand der Elektroenzephalographie (EEG) nach 101 Jahren diagnostischer Geschichte nach.
Und Prof. Dr. Johannes Lemke vom Universitätsklinikum Leipzig erinnerte in seinem Vortrag an den Jenaer Arzt Dr. Hans Berger (1873–1941), der das EEG erfunden hatte. Lemkes Großvater Rudolf Lemke war zudem Assistenzarzt bei Hans Berger..
Im anschließenden Forschungssymposium stand die Zukunft im Vordergrund: Prof. Dr. Christian Meisel (Charité Berlin) erläuterte, wie Künstliche Intelligenz künftig helfen könnte, riesige Datenmengen in der Epileptologie auszuwerten.
Prof. Dr. Johannes Lemke präsentierte in Vertretung von Dr. Ilona Krey (Leipzig) neue genetische Risikoscores, Dr. Kay Engellandt (Dresden) moderne Bildgebungsverfahren für fokale Epilepsien, und PD Dr. Bernd Vorderwülbecke (Berlin) hob die klinische Bedeutung akut-symptomatischer Anfälle hervor.
Junge Frauen im Blick
Ein weiterer Schwerpunkt des Tages galt der Begleitung von Mädchen und jungen Frauen mit Epilepsie. Dr. Tatjana Kovacevic-Preradovic (Kleinwachau) erläuterte die besonderen Herausforderungen in der Pubertät, während Prof. Dr. Astrid Bertsche (Greifswald) neuropädiatrische Aspekte vertiefte. Konkrete Fragen zu Verhütung und Schwangerschaft griffen Dr. Miriam Wienecke (Kleinwachau) und Dr. Verena Gaus (Berlin) auf.
Dass Theorie und Praxis untrennbar verbunden sind, zeigte das Fallsymposium. Drei Expert:innen – Dr. Steffi Patzer (Halle), PD Dr. Albrecht Kunze (Bad Berka) und Olga Kukhlenko (Magdeburg) – stellten interessante Patientengeschichten vor.
Dann folgte ein kultureller Höhepunkt: Dr. Mayer betrachtete in seinem Vortrag die Darstellung von Epilepsie in der Literatur.
Anschließend nahmen Wolfgang Suchner, Schauspieler und Musiker aus Wuppertal, und seine Lebensgefährtin Christina Rudersdorf die Gäste mit auf eine literarisch-musikalische Reise.
SUDEP und ambulante Versorgung
In seinem Buch „Wolfgang fällt um: Das Loch in der Zeit“, das in diesem Jahr mit dem Sybille-Ried-Preis ausgezeichnet worden ist, beschreibt Suchner eindrücklich seine eigenen Erfahrungen als Epilepsie-Patient – auch in Kleinwachau.
In der Lesung vermittelte er nicht nur die medizinischen Aspekte seiner Erkrankung, sondern auch die tief persönlichen Momente, die Krankheit, Alltag und Kreativität miteinander verknüpfen.
Auch die ambulante Epileptologie war ein zentrales Thema. Dr. Brigitte Scheid (Leipzig) stellte neue Schulungsprogramme vor, Prof. Dr. Andreas Merkenschlager (Leipzig) und Dr. Georg Leonhardt (Dresden) beleuchteten das Risiko eines plötzlichen unerwarteten Todes bei Epilepsie (SUDEP).
Dr. Peter Hopp (Kleinwachau) präsentierte den neuesten Stand bei Anfalls-Überwachungssystemen und Wearables.
Ein Signal für die Region
Den Abschluss bildete eine Session zu dissoziativen Anfällen unter Bedingungen knapper Ressourcen. Dr. Eva Breuer (Berlin) diskutierte die Semiologie anhand von Videoaufzeichnungen, Prof. Dr. Felix von Podewils (Greifswald) plädierte für differenzierte Diagnostik, und Dr. Martin Finzel (Kleinwachau) stellte Behandlungspfade zwischen ambulant und stationär vor.
Der 5. Ostdeutsche Epilepsietag hat eindrucksvoll gezeigt, wie lebendig und breit aufgestellt die Fachwelt in Ostdeutschland ist. Die Mischung aus wissenschaftlicher Exzellenz, praxisnahen Impulsen und kultureller Inspiration machte den Tag zu einem besonderen Ereignis – und bestätigte die Rolle des ODET als zentrale Netzwerkplattform der Epileptologie.
Ein besonderer Dank gilt unseren Sponsoren UCB Pharma, Precisis, Angelini Pharma, Dr. Schär Deutschland, Desitin Arzneimittel, Jazz Pharmaceuticals, Neuraxpharm, Nutricia, Vitaflo, EpiTech und Nightwatch. Durch ihre Unterstützung konnte der Epilepsietag in diesem Rahmen realisiert und fachlicher Austausch auf hohem Niveau ermöglicht werden.
Bereits jetzt richtet sich der Blick nach vorn: Am 19. September 2026 wird die nächste Auflage des Ostdeutschen Epilepsietags an der Charité in Berlin stattfinden.